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Die Hoffnung war schon aufgegeben vom Denkmalamt, vom Planungsamt und von der Rostocker Gesellschaft für Stadtsanierung, einen Eigentümer zu finden, der das seit vielen Jahren leer stehende, vom Schwamm befallene und zum Teil eingestürzte alte Haus im Denkmalgebiet „östliche Altstadt„ erhalten und sanieren würde. Zu viele ähnliche Gebäude waren bereits abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden.
Für das Ehepaar Susanne Vogt (Eigentümerin) und Gerd Vogt (Architekt), war es genau das Haus, das Sie suchten, um es für ihren persönlichen und beruflichen Bedarf und als Beispiel für die Kompetenz des Architekturbüros auszubauen.
Das Ziel war es nun mit hohem Anspruch eine denkmalgerechte, ökologische, gesundheitsgerechte und energetische Sanierung und Modernisierung zu planen und zu verwirklichen. Dies im Bewusstsein, dass in den kommenden Jahren der Altbausanierung immer größere Bedeutung zukommen wird. Gerade hier ist das größte Potential an Energieeinsparung zu verwirklichen.
Das Dach des obersten Geschoss des hinteren Queranbaus der Kemlade war eingebrochen und der Anschluss des Anbaus zum Vorderhaus war defekt und einsturzgefährdet, so dass an beiden Stellen das Regenwasser über Jahre eindringen konnte: der Grund für den Schwammbefall in fast allen Geschossen.
Nach der Beseitigung aller nachträglichen Einbauten und nach den ersten zimmermannsmäßigen Schwammsanierungen wurden ein vorher nicht erkannter weiterer Schwammbefall und die sehr fleiigen Anobien mit einem Heißluftverfahren ohne Gift bekämpft.
Durch den Abriss der Einbauten kamen zum Teil Fachwerkwände mit Lehmausfachungen zutage, die nun mit Lehmputz versehen ein gutes Raumklima sichern.
Vorhandenes Fachwerk wurde sichtbar belassen. In den Wohnräumen wurden die Balken mit der Wandfarbe überstrichen, nur im Treppenhausbereich sind die alten, gesäuberten Holzbalken ohne jede Behandlung sichtbar geblieben. Schiefe und verwinkelte Wände, schräge Fußböden, verschiedene Materialien aus unterschiedlichen Bauzeiten gehören zu einem so alten Haus.
Die neuen Holzfenster an der Straßenseite wurden nach dem ältesten vorhanden Fenster detailgenau geplant. Die Holzfenster haben einen Kämpfer und wieder nur 10 mm breite Sprossen. Um auch größere Möbel durch ein Obergeschossfenster zu bekommen, wurde ein Kämpfer herausnehmbar konstruiert. Die Fenster in der neuen Gaube im Dachgeschoss wiederholen genau die Fenstermaße, allerdings ohne Kämpfer und Oberlicht.
Der Dachstuhl wurde einschließlich Lattung erhalten und oberhalb der alten Lattung mit 100 mm Kanthölzern aufgedoppelt. Der dabei entstandene Raum von durchschnittlich 300 mm Dicke wurde mit Zellulosedämmung ausgeblasen – Energieeinsparung und sommerlicher Wärmschutz.
Mit allen energetischen Einzelmaßnahmen wird in der Summe Neubaustandard erreicht.
Die neue Dachgaube wurde vollflächig mit einer thermischen Solaranlage (ca. 15 m²) gedeckt, eine architektonisch sinnvolle zukunftsgerechte Lösung.
An der Ostseite des Hauses entstand südausgerichtet eine 2-kWp-PV-Anlage zur Stromerzeugung.
Für die Außenanstriche des aufgearbeiteten Fassadenputzes wurde reine Silikatfarbe verwendet. Die Farbgebung wurde gemeinsam mit den Denkmalamt und dem Planungsamt abgestimmt.
Alle Innenanstriche der Wohnräume bestehen aus Marmor-Kasein-Farbe, leicht getönt und nur z.T. rein weiß. Nur in den kalten Abstellräumen im Erdgeschoss wurde Sumpfkalkfarbe verwendet.
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